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Schilddrüsen-Entzündung
(z.B. Hashimoto-Thyreoiditis)

Bei Autoimmunerkrankungen, die nur bestimmte Organe betreffen wie Hashimoto-Thyreoiditis, lässt sich beobachten, dass das Zytokinprofil von TH1-Zellen die Oberhand gewinnt. Fresszellen schädigen das betroffene Gewebe. Große Mengen körpereigene Antigene werden freigesetzt, die weitere spezifische T-Zellen aktivieren. Bei Hashimoto-Patienten konnte zudem ein Übergewicht von TH17-Zellen und deren charakteristischem Zytokin beobachtet werden. Das legt den Verdacht nahe, dass sowohl TH1- als auch TH17-zellvermittelte Immunreaktion an der Entstehung von Hashimoto-Thyreoiditis beteiligt sind.

Wie mehrere Studien zeigten, ist der Anteil regulatorischer T-Zellen im Schilddrüsengewebe von Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis sowie mit Morbus Basedow niedriger als bei gesunden Menschen. Andere Untersuchungen deuten eher daraufhin, dass die regulatorischen T-Zellen bei Betroffenen in ihrer Funktion eingeschränkt sind. Bei Hashimoto-Thyreoiditis beginnen außerdem B-Lymphozyten, Autoantikörper gegen körpereigene Antigene zu bilden. Wohlgemerktist das Vorhandensein von Antikörpern gegen körpereigene Bestandteile noch keine hinreichende Bedingung dafür, dass eine chronische Entzündung entsteht. Autoantikörper in geringer Menge können auch bei klinisch gesunden Menschen vorhanden sein. Regulationsprozesse können in diesen Fällen noch greifen, die Entzündung eindämmen und letztlich einen Normalzustand herbeiführen. Bei Hashimoto-Patienten gelingt dies jedoch nicht. Die Entzündung schädigt weiteres Gewebe, was wiederum die Immunantwort verstärkt – ein Teufelskreis beginnt und die Entzündung wird chronisch.

Hashimoto-Thyreoditis ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern

Hashimoto-Thyreoiditis kann in ganz unterschiedlichen Schweregraden verlaufen. Führt sie zu einer Schilddrüsenunterfunktion, die über lange Zeit unbehandelt besteht, kann sie im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden. Dass es soweit kommt, ist allerdings extrem selten. Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern. Ihre Symptome sind wie so oft bei Autoimmunerkrankungen und endokrinologischen Störungen für die Erkrankten schwer greifbar. Sie können prinzipiell den ganzen Körper betreffen. Die Krankheitsanzeichen von heute können morgen manchmal schon verschwunden und durch ganz andere ersetzt sein.

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Die Schilddrüse sollte bei Hashimoto-Thyreoiditis nicht isoliert betrachtet werden

Hashimoto-Thyreoiditis ist längst kein Schicksal mehr, auf das Sie keinen Einfluss haben. Mit einer Behandlung, die einerseits auf die Bekämpfung der Symptome und andererseits auf die Vermeidung krankheitsauslösender und -verschlimmernder Faktoren abzielt, ist die Krankheit gut in den Griff zu bekommen, um so verloren geglaubte Lebensqualität zurückzugewinnen. Moderne Techniken der Diagnostik und Verlaufskontrolle, ein auf die individuellen Bedürfnisse eines Patienten zugeschnittener Hormonersatz, die Bestimmung und Behandlung anderer bestehender Autoimmunstörungen, die Aufnahme wichtiger Vitamine und Spurenelemente und Anpassungen des eigenen Lebensstils bieten uns ein breites Spektrum an Möglichkeiten.

 

Da die Hashimoto-Thyreoiditis oft Auswirkungen auf zahlreiche andere Organe hat und in 25% autoimmune Begleit­erkrankungen vorliegen, legen wir großen Wert darauf, nicht nur isoliert die Schilddrüse in unsere diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen einzubeziehen. Die zusätzliche Kontrolle weiterer Organe im Sinne eines umfangreichen Gesundheitschecks wie Herz, Leber, Nieren oder Nebennieren ist aus ganzheitlicher Sicht notwendig. Insbesondere nach Dosisänderungen oder zu Therapiebeginn sollten negative Auswirkungen einer Schilddrüsenbehandlung auf andere Organe ausgeschlossen werden.

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Hashimoto-Thyreoiditis kann das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen

Eine Metaanalyse konnte zeigen, dass eine Schilddrüsenunterfunktion das Risiko für Erkrankungen des Herzens verdoppelt, wobei der wesentliche Anstieg des Risikos erst ab einem TSH-Spiegel über 10 zu verzeichnen ist.

Wir empfehlen Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis regelmäßig auf Erkrankungen des Herzens und der Gefäße untersucht zu werden. Bei einer frühzeitigen Diagnose können schwere Komplikationen wie Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz oder Herzinfarkt verhindert werden.

Erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs bei Hashimoto-Thyreoiditis

Hashimoto-Patienten haben gegenüber Gesunden ein etwa 4-fach erhöhtes Risiko ein Papilläres Schilddrüsenkarzinom zu bekommen. Deshalb sollten Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis regelmäßig auch auf Schilddrüsenknoten untersucht werden. Trotz dieses erhöhten relativen Risikos ist das absolute Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken, auch für Hashimoto-Patienten mit einem Risiko von 0,04 % pro Jahr immer noch sehr gering. Hinzu kommt, dass ein Papilläres Schilddrüsenkarzinom bei adäquater Behandlung die 10-Jahres-Überlebenschance im Vergleich zu gesunden Personen nur unwesentlicht verschlechtert, da Schilddrüsenkrebs in diesem Fall eine sehr gute Prognose hat.

Ursache der Hashimoto-Thyreoiditis

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine autoimmun verursachte Schilddrüsenentzündung. Autoimmun heißt, der Körper bildet fälschlicherweise Antikörper gegen die Schilddrüse, deren Gewebe als fremd angesehen wird. Dies führt zu einer chronischen Entzündung dieses Organs, die Hashimoto-Thyreoiditis genannt wird. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist somit eigentlich keine Schilddrüsenerkrankung sondern eine Erkrankung des Immunsystems.

Jod und Hashimoto-Thyreoiditis

Trotz eines großen wissenschaftlichen Interesses konnte bei der Ursachenforschung bisher nicht zweifelsfrei ermittelt werden, warum die Hashimoto-Thyreoiditis so rasant an Häufigkeit zunimmt. Deshalb sprechen wir weniger von Ursachen als von möglichen Auslösern dieser Erkrankung. Auffällig ist, dass in allen Ländern, in denen die Zwangsjodierung der Lebensmittel eingeführt wurde, die Häufigkeit von Hashimoto-Erkrankungen stark zugenommen hat. Man vermutet, dass hohe Joddosen durch eine vermehrte Bildung von Zytokinen und Chemokinen eine Aktivierung des Immunsystems zur Folge haben und dies bei bestimmten Personengruppen zur Auslösung von Autoimmunerkrankungen, insbesondere im Bereich der Schilddrüse, führen kann.

 

Wir empfehlen deshalb unseren Patienten den Verzicht auf Jodsalz und den Verzehr von Seefisch, Sushi, Milch und Milchprodukten sowie jodhaltigen Fertigprodukten einzuschränken. Mit Jodsalz hergestellte Lebensmittel sollten gemieden werden. Wegen der Zwangsjodierung ist es seit 1993 in Deutschland praktisch unmöglich, den Konsum von Jod komplett zu vermeiden, da die Nahrungsmittel flächendeckend jodiert werden. Aus unserer Sicht ist ein kompletter Jodverzicht aber auch nicht nötig, da es letztendlich nicht endgültig geklärt ist, ob Jod wirklich den Krankheitsverlauf von Hashimoto-Thyreoiditis negativ beeinflusst. Patientinnen mit Kinderwunsch und Schwangere sollten auf jeden Fall Jod als Nahrungsergänzung nehmen, da in Studien nachgewiesen werden konnte, dass die Intelligenz des Kindes insbesondere mit der Jodversorgung der Mutter im ersten Drittel der Schwangerschaft korreliert.

Gluten und Hashimoto-Thyreoiditis

Auch das im Weizen enthaltende Klebeprotein Gluten wird als möglicher Auslöser für die Entstehung der Hashimoto-Thyreoiditis in Betracht gezogen. Es ist unzweifelhaft, dass Gluten bei dazu veranlagten Menschen eine sogenannte Zöliakie auslösen kann. Diese Autoimmunerkrankung des Dünndarmes kann auch als Begleiterkrankung bei Hashimotothyreoiditis vorkommen. Bisher konnte zwar kein sicherer Zusammenhang zwischen dem Konsum von Gluten und autoimmunbedingten Schilddrüsenerkrankungen gefunden werden, dennoch verspüren viele Patienten nach Einschränkung des Glutenkonsums einen deutlichen Rückgang ihrer Symptome.

Wenn es sich hierbei auch nicht um eine komplette Glutenunverträglichkeit wie bei Zöliakie handelt, gehen wir bei Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis zumindest von einer potentiellen Glutenempfindlichkeit (Glutensensivität) aus.

 

Wir empfehlen deshalb den Patienten mit therapieresistenten Symptomen probeweise auf eine glutenarme Ernährung umzustellen. Ein völliger Verzicht auf Gluten wie bei Zöliakie ist unserer Erfahrung nach dabei meist aber nicht nötig.Die Schwelle, bis zu der Gluten vertragen wird, ist individuell auszutesten.

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Potentielle Auslöser einer Hashimoto-Thyreoiditis

Folgende weitere Faktoren stehen wegen ihren Auswirkungen auf das Immunsystem ebenfalls in Verdacht, Auslöser einer Hashimoto-Thyreoiditis zu sein:

  • Phasen der Hormonumstellung wie Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahre

  • Stress und seelische Belastungen

  • Infektionen

  • Schwere Erkrankungen wie Krebs oder Herzinfarkt

  • Medikamente

  • Rauchen

  • Alkohol

  • Mangel an Nährstoffen wie Vitamin D, Folsäure, Selen, Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen, Zink, Eisen

  • Veränderungen der Darmflora mit Schädigung der Darmwand

  • Weibliches Geschlecht (X-Chromosom)

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Weiterführende Diagnostik
nach positivem Hashimoto-Befund

Die Schilddrüse hat Auswirkungen auf nahezu alle Organe. Die Diagnose »Hashimoto-Thyreoiditis« sollte daher auf keinen Fall das Ende der Diagnostik bedeuten. Die Erkrankung kann eine Vielzahl von Folgeerkrankungen nach sich ziehen, die andere Organe wie Herz, Gefäße, Leber oder Niere betreffen und mit weiteren autoimmun bedingten Krankheiten einhergehen. Sie kann zum Beispiel als sogenanntes Schmidt-Syndrom zusammen mit Morbus Addison oder als Polyendokrines Autoimmunsyndrom zusammen mit weiteren Autoimmunstörungen auftreten. Eine Schilddrüsenfunktionsstörung kann Auswirkungen auf die Regulation des Blutzuckerspiegels und Fettstoffwechsels haben, das Hormonsystem insgesamt aus dem Gleichgewicht bringen oder mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Nährstoffmangel und Allergien in Zusammenhang stehen. Ein kompletter Gesundheitscheck sollte als Ergänzung zur Schilddrüsendiagnostik stets durchgeführt und regelmäßig wiederholt werden. Nahezu alle potenziellen Begleiterkrankungen einer Hashimoto-Thyreoiditis lassen sich durch die Bestimmung von spezifischen Laborwerten in Kombination mit Ultraschalluntersuchungen ausschließen oder frühzeitig diagnostizieren.


Hashimoto-Patienten können unter einer oder mehreren Unverträglichkeiten leiden. Oft treten unerklärliche und vermeintlich therapieresistente Symptome auf. Wir empfehlen Patienten, bei denen die Behandlung nicht wie gewünscht anschlägt, in einem ersten Schritt eine Eliminationsdiät durchzuführen. Dabei müssen sie probeweise auf Lebensmittel verzichten, die zum Beispiel Nahrungsbestandteile wie Gluten oder Histamin beinhalten und im Verdacht stehen, unverträglich zu sein. Mit einem zeitlichen Abstand von einer bis zwei Wochen werden die zuvor gemiedenen Nahrungsmittel nach und nach wieder dem Speiseplan hinzugefügt. So lässt sich prüfen, ob bestimmte Lebensmittel Beschwerden auslösen. Zudem sollte die Versorgung des Körpers mit wichtigen Nährstoffen in den Blick genommen werden.

Häufig besteht im Zusammenhang mit dem Hormonmangel zusätzlich ein Mangel an Vitamin D, Vitamin B12, Zink, Selen, Folsäure oder anderen Spurenelementen. Diese und weitere Untersuchungen im Rahmen der Schilddrüsen-Diagnostik können wichtige Hinweise auf eine Erkrankung geben. Dabei ist stets das Gesamtbild der Testergebnisse und des individuellen Wohlbefindens des Patienten entscheidend. Isoliert betrachtet, ist die jeweilige Aussagekraft der Untersuchungen im Hinblick auf den Nachweis einer Funktionsstörung oder tieferliegenden Erkrankung begrenzt.

Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis

Die zwei wichtigsten Bausteine der Schilddrüsen-Diagnostik sind die Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse und die Bestimmung der Schilddrüsenwerte im Blut.

Ultraschall der Schilddrüse

​Mit der Schilddrüsensonographie lässt sich die zerstörte Binnenstruktur der Schilddrüse darstellen. Die typische Hashimoto-Schilddrüse zeigt in der Ultraschalluntersuchung dabei eine echoarme (dunkle) und unregelmäßige Struktur, die als "mottenfrass- oder leopardenfellartig" beschrieben werden kann. Ein Szintigramm der Schilddrüse ist bei Hashimoto-Thyreoiditis ohne zusätzlichen diagnostischen Wert und allenfalls zur Abklärung von gleichzeitig auftretenden Schilddrüsenknoten nur selten notwendig.

Die Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse ist bei Hashimoto-Thyreoiditis auch zur Verlaufskontrolle von Bedeutung.

Schilddrüsenwerte

Eigentlich ist es kein wirklicher Schilddrüsenwert, das TSH, das "Thyroidea" (Schilddrüse) Stimulierende Hormon". Das TSH wird nämlich nicht von der Schilddrüse sondern von der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) produziert. Das TSH steuert aber die Bildung der Schilddrüsen-Hormone T3 und T4. Wenn zu wenig Hormone in der Schilddrüse gebildet werden, steigt das TSH, wodurch die Schilddrüse angeregt werden soll, ausreichend T3 und T4 zu produzieren. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist das TSH deshalb hoch. Wenn dagegen zu viel Hormone gebildet werden (Schilddrüsenüberfunktion), sinkt das TSH, um die Produktion von T3 und T4 zu drosseln. Bei der sogenannten latenten Schilddrüsenunterfunktion sind die Schilddrüsenhormone oft noch im Normbereich, sodass die Unterfunktion nur am erhöhten TSH festzustellen ist.

Schilddrüsenantikörper

Bei einer Autoimmunerkrankung bildet das Immunsystem fälschlicherweise Antikörper gegen den eigenen Körper. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis werden Antikörper gegen die Schilddrüse gebildet. Neun von zehn Patienten haben TPO-Antikörper.TG-Antikörper finden sich in etwa 60 % der Betroffenen.

Bei einer Übergangsform zum Morbus Basedow (Schilddrüsenüberfunktion) finden sich meist auch die TR-Antikörper. In fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung kommt es häufig zu einem Abfall der Antikörpertiter. Hierdurch wird die chronische Autoimmunentzündung der Schilddrüse bei ausschließlicher Bestimmung der Laborwerte nicht selten übersehen.

Meist sind wie gesagt die TPO-Antikörper und die TG-Antikörper beide gleichzeitig erhöht, manchmal aber auch nur einer von beiden. Selbst das vollständige Fehlen von erhöhten Schilddrüsenantikörpern schließt in der Anfangsphase oder auch in Spätstadien eine Schilddrüsenentzündung nicht vollständig aus. Entscheidend für die Diagnose ist dann die typische Struktur des entzündeten Schilddrüsengewebes im Ultraschall.

Fehldiagnose Burn-out

Viele Schilddrüsenspezialisten fordern ein Überdenken der Normwerte für TSH, damit eine Schilddrüsenunterfunktion eher entdeckt werden kann. Oft gilt ein TSH von 2.0 - 4,0 noch als normal. Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann aber auch schon bei niedrigeren TSH-Werten vorliegen.

Bei Symptomen, die für eine Schilddrüsen-Unterfunktion sprechen, sollte über eine probeweise Therapie mit Schilddrüsenhormonen nachgedacht werden.

Beschwerden wie Müdigkeit und Erschöpfung werden häufig für ein Burn-out-Syndrom gehalten. Eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen kann hier auch bei Patienten mit einem formal normalen TSH-Wert erstaunliche Resultate erzielen.

Symptome der Hashimoto-Thyreoiditis

Die meisten Patienten spüren zu Beginn der Hashimoto-Thyreoiditis keine Symptome. Die Zerstörung des Schilddrüsengewebes durch Immunzellen läuft schleichend und meist im Verborgenen ab. T-Helferzellen vom Typ TH1- und TH17 fachen die Entzündung im Schilddrüsengewebe an. Weitere Immunzellen wie Makrophagen und dendritische Zellen werden aktiviert. Zytotoxische T-Lymphozyten verursachen große Schäden in der Schilddrüse. Außerdem produzieren zu Plasmazellen gereifte B-Lymphozyten Antikörper, die sich gegen das Enzym Thyreoidea-Peroxidase (TPO) und das Thyreoglobulin (TG) richten. Der zunehmende Zelluntergang in der Schilddrüse kann dazu führen, dass Hormonspeicher unkontrolliert ausgeschüttet werden. Diese spezielle Form der Schilddrüsenüberfunktion wird im Zusammenhang der Hashimoto-Erkrankung »Hashitoxikose« genannt. Im weiteren Krankheitsverlauf treten Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion in den Vordergrund.


Zu den häufigsten Krankheitszeichen zählen Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, Gewichtszunahme, gesteigerte Kälteempfindlichkeit, depressive Stimmung. Die Symptome können jedoch von Patient zu Patient variieren, manchmal untypisch und sogar rätselhaft sein. Menschen, die an Hashimoto-Thyreoiditis leiden, entwickeln mit größerer Wahrscheinlichkeit als die gesunde Bevölkerung eine weitere Autoimmunstörung wie zum Beispiel Morbus Addison, Zöliakie oder Diabetes mellitus. Ein Übergang der Hashimoto-Thyreoiditis in den Morbus Basedow oder sogar Mischformen sind möglich.


Die Schilddrüsenfunktionsstörung begünstigt zudem die Entstehung des sogenannten Metabolischen Syndroms, des größten Risikofaktors für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nachweisen lässt sich Hashimoto-Thyreoiditis durch relevante Antikörper im Blut und mithilfe einer Ultraschalluntersuchung. Trotz guter diagnostischer Möglichkeiten kommt es vor, dass klinisch auffällige Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis verzögert oder erst spät die Diagnose erhalten. Häufig ist dafür eine Fehlinterpretation des gemessenen TSH-Wertes verantwortlich. Geltende Referenzwerte für normale TSH-Werte tragen der hohen Individualität des Hormonspiegels zu wenig Rechnung.

Therapie der Hashimoto-Thyreoiditis

L-Thyroxin (T4),Trijodthyronin (T3), Natürliche Schilddrüsenhormone (NDT)

Verspüren Patienten unter Gabe von L-Thyroxin keine Besserung ihrer Symptome, liegt bei Ihnen unter Umständen eine Konversionsstörung vor. In diesem Fall können Kombinationsmedikamente, denen Liothyronin (synthetisches T3) hinzugefügt wird, helfen. Auffälligkeiten in den Schilddrüsenwerten können auf eine solche Konversionsstörung hindeuten. Eine Genanalyse könnte Gewissheit bringen, doch eine solche Untersuchung ist derzeit im klinischen Alltag noch nicht verfügbar. Entscheidend ist daher, ob der Patient unter Kombinationspräparaten eine Steigerung des Wohlbefindens verspürt oder nicht.
Manche Patienten kommen mit aus Schweineschilddrüsengewebe hergestellten Hormonen besser zurecht als mit den synthetisch hergestellten Thyroxinpräparaten. Diese natürlichen Schilddrüsenhormone werden auch NDT (Natural Desiccated Thyroid) genannt. Es handelt sich dabei meist um gefriergetrocknetes Schilddrüsenextrakt vom Schwein. Das ist kein Grund, die Nase zu rümpfen! Unser Erbgut ist bis zu 90 Prozent mit der DNA von Schweinen identisch, was sie unter anderem zu begehrten Organspendern macht (allerdings auch zu potenziellen Krankheitsüberträgern).


NDT enthält die Schilddrüsenhormone T4 und T3 im Verhältnis von 4:1. Man erklärt sich die bei manchen Patienten bessere Verträglichkeit gegenüber synthetisch hergestellten Thyroxin damit, dass das an Eiweiß gebundene natürliche Schilddrüsenhormon im Magen-Darm-Trakt eine leichtere Resorption ermöglicht. Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis leiden oft an Störungen im Magen-Darm-Bereich. Des Weiteren vermutet man, dass Hormonvorstufen wie T1 und T2 sowie das im Schilddrüsenextrakt vorhandene Calcitonin der Grund für die bessere Wirksamkeit von NDT bei einigen Patienten sind. Neuere Erkenntnisse deuten daraufhin, dass nicht-klassische Schilddrüsenhormone wie T2 wichtiger für die Stoffwechselwirkungen der Schilddrüse sind als bislang gedacht. Allerdings ist die Thyroxindosis bei den natürlich hergestellten Präparaten Schwankungen unterworfen. Das kann es schwieriger machen, eine bestimmte Dosis zu treffen. Erstreaktionen mit Überfunktionssymptomen sind bei einer Kombinationstherapie mit T4 und T3 sowie mit NDT nicht selten, daher wird in diesem Fall üblicherweise eine geringere Anfangsdosis als bei reiner T4-Gabe gewählt. Einige Patienten gelingt es, durch eine Kombinationstherapie mit synthetischem L-Thyroxin die Dosis der NDT auf ein optimales Niveau reduzieren zu können. Der Anteil von T3-Hormon in Kombinationspräparaten ist relativ hoch. Gleichzeitig hat es eine sehr viel geringere Halbwertszeit als T4. Aus diesem Grund kommt es im Tagesverlauf zu T3-Spitzen in der Versorgung der Zielzellen. T3 sollte daher am besten über den Tag verteilt in zwei oder drei niedrigen Dosen eingenommen werden. Auch hier ist es sinnvoll, einen möglichst langen Zeitraum nach der letzten Mahlzeit und einen etwa 30-minütigen Abstand zur nächsten Nahrungsaufnahme einzuhalten.
Das einzige Schilddrüsenhormonpräparat in Deutschland, das ausschließlich T3 als Wirkstoff enthält, ist Thybon. Bei Patienten, die sich für eine Kombinationstherapie entscheiden, ist es nicht ungewöhnlich, dass in Kontrolluntersuchungen hohe fT3, und niedrige TSH-Werte gemessen werden.

 

Selen

Der Zusammenhang zwischen der Selenzufuhr und Erkrankungen der Schilddrüse wurde in den letzten Jahren eingehend untersucht. Vorhergehende Studien zeigten, dass Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis (und Morbus Basedow) häufiger unter Selenmangel leiden als die Normalbevölkerung.
Selen ist natürlicher Bestandteil von Nahrungsmitteln wie Getreide, Gemüse und Nüssen. Wie hoch die Menge ist, die wir durch unsere Nahrung aufnehmen, variiert je nach Selenvorkommen im Boden. In weiten Teilen Europas ist die Konzentration in der Erde geringer als zum Beispiel in den Vereinigten Staaten oder Brasilien. In der Bevölkerung Europas beträgt die durchschnittliche Zufuhr von Selen rund 40 μg, mit einem West-Ost-Gefälle und einer abnehmenden Tendenz in der Selenversorgung über die vergangenen drei Jahrzehnte.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, dass Erwachsene tägliche 60 bis 70 μg zu sich nehmen. Neuere Forschungen zeigen, dass der Mangel des Spurenelements größere gesundheitliche Risiken birgt, als früher angenommen wurde. Das gilt vor allem für die Schilddrüse. Sie enthält mehr Selen pro Gramm Zellgewebe als jedes andere Organ und ist Hauptproduktionsort der meisten Selenproteine. Als integraler Bestandteil des Enzyms Glutathionperoxidase trägt das Spurenelement dazu bei, dass der oxidative Stress auf das Schilddrüsengewebe, der bei der Umwandlung von Jodid zu Jod entsteht, reduziert wird. Folglich darf man annehmen, dass die Steigerung der Selenzufuhr zu einer Verringerung der Entzündung der Schilddrüse und Verlangsamung der Gewebeschädigung bei Hashimoto-Thyreoiditis führt.

Seit 2002 wurde diese Theorie in zahlreichen Studien wiederholt überprüft. Eine der ersten Arbeiten stammte dabei aus Deutschland. Mediziner der Universität München untersuchten 71 Hashimoto-Erkrankte aus einer selenarmen Region Bayerns. Sie teilten die Teilnehmer in zwei Gruppen: die Erste erhielt über drei Monaten täglich 200 μg Selen, die Zweite ein Placebo. Am Ende der Studie war die Konzentration der TPO-Antikörper der Selen-Gruppe um 36 Prozent gesunken, während sie in der Kontrollgruppe um zehn Prozent gesunken war. Bei neun von 36 Teilnehmern, die mit Selen behandelt wurden, hatte sich der TPO-AK-Spiegel vollständig normalisiert. Der positive Effekt zeigte sich nicht nur in einer Verringerung der Entzündungsaktivität, sondern auch in einem echoreicheren Ultraschall. Die Mehrzahl nachfolgender Studien, darunter Untersuchungen über längere Zeiträume, belegen den Zusammenhang. Allerdings gibt es auch Arbeiten, die zu anderen Ergebnissen kommen. Möglicherweise sind die Unterschiede darauf zurückzuführen, dass die Studien in der Zahl und möglichen Vorerkrankungen der Probanden, in der Art des Selenpräparats, Dauer der Beobachtung oder Messmethode des Selenspiegels variieren. Wieder andere Untersuchungen zeigen eindeutig, dass die Gabe von Selen bei Schwangeren mit Schilddrüsenantikörpern die Häufigkeit von Fällen der Postpartum Thyreoiditis reduziert und die Symptome der PPT mildert.
Selen kommt im Körper zudem an einer weiteren Schlüsselstelle zum Einsatz: in einem Dejodase-Enzym (Typ 1), das T4 zum biologisch aktiven T3 umwandelt. Ein Mangel in der Selenversorgung kann dazu führen, dass die Herstellung der wichtigen Typ-1-Dejodase gestört wird und in einem zweiten Schritt der T3-Spiegel absinkt. Selen kann daher in der Therapie von Hashimoto-Thyreoiditis durchaus Vorteile bringen. Von einer Selbstmedikation ohne ärztliche Aufsicht raten wir allerdings ab.
Eine Nahrungsergänzung mit Selen bei normalem Selenspiegel führt zu einem erhöhten Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Diese Risikoerhöhung ist allerdings statistisch nicht signifikant. Dennoch sollte man dieses geringfügig erhöhte Risiko zum Anlass nehmen, Selen nicht einfach routinemäßig zu nehmen. Als Ergänzung zur Hormontherapie bei Hashimoto-Thyreoiditis behandeln wir unsere Patienten mit einem nachgewiesenen Selenmangel mit 100 bis 300 μg Selen pro Tag. Bei Patienten, die ausreichend mit dem Spurenelement versorgt sind und gut auf Thyroxin ansprechen, sehen wir von einer Ergänzung der Behandlung mit Selen ab. Bei Patienten, die mit einer alleinigen Hormonersatztherapie nicht beschwerdefrei sind, ist eine Behandlung mit zusätzlicher Selengabe einen Versuch wert.

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Vitamin D

Sehr häufig haben Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel im Blut haben. Eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D3 ist wegen der Wirkung dieses Vitamins auf das Immunsystem bei nachgewiesenen Mangel unbedingt zu empfehlen.

 

Omega-3-Fettsäuren

Auch Omega-3-Fettsäuren sollten in ausreichender Menge mit der Nahrung zu sich genommen werden. Neben Fisch (Vorsicht Jod!) sind auch Fleisch, Butter oder Eier gute Quellen für Omega-3-Fettsäuren. Dabei sind vor allen Dingen die Eicosapentaensäure (EPA) und die Docosahexaensäure (DHA) wichtig. EPA und DHA wirken durch eine verminderte Bildung von Entzündungsmediatoren wie Leukotrienen oder Prostaglandinen erwiesenermaßen stark entzündungshemend.

Mit der Bestimmung des Omega-3-Index kann der prozentuale Anteil von EPA und DHA in den roten Blutkörperchen gemessen werden. Werte über 8% gelten als normal.

 

Auf eine ausreichende Zufuhr von Eisen, B-Vitaminen, Zink und Magnesium sollte ebenfalls geachtet werden.

Hashimoto-Thyreoiditis - eine unheilbare Erkrankung?

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist wahrscheinlich nur in einem sehr frühen Stadium heilbar, sodass man in den allermeisten Fällen von einer lebenslangen Erkrankung ausgehen muss. Patienten Hoffnung zu machen, dass die Krankheit mit bestimmten zweifelhaften Methoden heilbar ist, entspricht nicht dem Stand einer evidenzbasierten Medizin und ist aus unserer Sicht unseriös. Bei konsequenter Überwachung und Therapie ist aber weder die Lebensqualität noch die Lebenserwartung eingeschränkt, so dass die meisten Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis beschwerdefrei leben können.

 

Ernährung und Lebensführung bei Hashimoto-Thyreoiditis

Die Empfehlungen, die wir Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis zur Lebensführung und Ernährung geben, sind nicht spezifisch, sondern haben Allgemeingültigkeit und sind bis auf die verminderte Jodaufnahme für jedermann geeignet.

 

Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis sollten ausreichende Ruhe- und Schlafzeiten einhalten, Stress und Überforderung meiden, Entspannungstechniken wie z. B. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson erlernen, moderaten Sport treiben oder sich zumindest regelmäßig bewegen und auf eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung achten.

 

Die „richtige " Hashimoto-Therapie:

Das Befinden des Patienten ist wichtig, nicht die Laborwerte!

Die Frage nach der richtigen Therapie einer Hashimoto-Thyreoiditis ist nur individuell zu beantworten. Wer sich unter der Therapie schlechter fühlt als vorher, ist falsch therapiert. Wer sich besser fühlt, ist richtig therapiert. Eine subjektiv empfundene Besserung ist für den Erfolg der Therapie wichtiger als nur „Laborkosmetik“ zu betreiben.

Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis sollten sich aber in jedem Fall von einem in Hormon- und Autoimmunerkrankungen erfahrenen Arzt betreuen lassen.

Für weitere Informationen rund um konkrete Methoden aus der "Hashimoto-Sackgasse" bis hin zum Therapieerfolg verweisen wir an dieser Stelle auf das Werk von Dr. Christian Lunow "Der Hashimoto-Guide - Ihr Weg zum Therapie-Erfolg".

 

Fachbegriffe:

Hashimoto-Thyreoiditis = Entzündung der Schilddrüse durch Autoimmunantikörper

Thyreoiditis = Schilddrüsenentzündung

Euthyreose = normale Schilddrüsenfunktion 

Hypothyreose = Schilddrüsenunterfunktion

Hyperthyreose = Schilddrüsenüberfunktion

TSH = Thyreoidea (Schilddrüse) Stimulierendes Hormon

T3 = Trijodthyronin, die aktive Form der Schilddrüsenhormone

T4 = Tetrajodthyronin, die Speicherform der Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin)

TPO-AK = Antikörper gegen die Thyreoperoxidase der Schilddrüse

TG-AK = Antikörper gegen Thyreoglobulin

TR-AK = TSH-Rezeptor-Antikörper bei Morbus Basedow

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